Enoch zu Guttenberg

„Dieses Festival
ist eines der schönsten
Lebensgeschenke,
welches mir je
zu Teil wurde“

Enoch zu Guttenberg
( 29. Juli 1946 – 15. Juni 2018)

Die Herrenchiemsee Festspiele waren eine der vielen Herzensangelegenheiten Enoch zu Guttenbergs. Er hat sie in künstlerischer wie ästhetischer Hinsicht zu einem einzigartigen Erlebnis in der heutigen Festivallandschaft gemacht – mit einer Ausstrahlungswirkung weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Für die kommenden Jahre besteht bei allen Beteiligten der Wunsch, das Festival in seinem Sinne weiterzuführen.

Klaus Jörg Schönmetzler

geboren 16.12.1949 – verstorben 25.05.2017

Idee und Ort

Herrenchiemsee Festspiele

Im Jahr 2000 erprobten Enoch zu Guttenberg und sein Dramaturg Klaus Jörg Schönmetzler mit
einem siebentägigen „Bachfest“ die Eignung der Spiegelgalerie des Königsschlosses Herrenchiemsee als Konzertsaal. 2001 entstanden daraus die Internationalen Herrenchiemsee Festspiele, die sich zu einer Institution im internationalen Musikleben entwickelt haben: zu einem Konzeptfestival von unverwechselbarem Profil und höchstem künstlerischen Anspruch. Denn Richtmaß der Programmgestaltung war stets die besondere Magie des Ortes mit seiner eineinhalb Jahrtausende umspannenden klösterlichen Tradition, dem weltberühmten Königsschloss und der Geburtsstätte des Grundgesetzes.

 

Herrenchiemsee und Frauenchiemsee

Die Festspiele Herrenchiemsee sind dem genius loci, dem einzigartigen Charakter ihrer Aufführungsstätten, in besonderer Weise verpflichtet. Denn die Herreninsel ist als einer der wichtigsten kulturhistorischen Standorte Deutschlands weit mehr als nur die romantische Kulisse für ein weltbekanntes Königsschloss. So zählen die Chiemsee-Inseln zu den frühesten belegten Siedlungsräumen des bayerischen Voralpenlandes. Um 630 entstand auf Herrenchiemsee eine Klosteranlage – eine der ersten nördlich der Alpen. Um 770  ließ dann Herzog Tassilo III. zwei ausgedehnte Klosteranlagen errichten: ein Benediktinerinnenkloster auf der Fraueninsel; sowie einen Neubau des bestehenden Männerklosters auf der Herreninsel. Die Namen beider Orte spiegeln bis heute diese klösterliche Tradition.
Beide Klöster schrieben Geschichte. Von Herrenchiemsee brachen die Mönche Kyrill und Method auf, um die Christianisierung Osteuropas zu betreiben. Als eine der ersten Äbtissinnen von Frauenchiemsee wirkte Irmingard, die Tochter Ludwigs des Deutschen, deren Seligsprechung zugleich die zentrale Bedeutung des Klosters für die Kulturs Altbayerns dokumentiert.

Bis in die napoleonische Zeit beherrschte das Bistum Chiemsee die Region als religiöses und künstlerisches Zentrum mit bedeutender Musiktradition. 1676 schuf Lorenzo Sciasca mit dem 1803 zerstörten Inseldom eine der ersten großen Barockkirchen italienischen Stils nördlich der Alpen. Ludwig II schließlich erwies sich als ökologisch denkender Monarch, indem er die Insel 1873 für das Königreich Bayern erwarb und damit die uralten Baumbestände in letzter Minute vor dem Abholzen bewahrte. Ein weiteres Mal schrieb der Ort im Jahr 1948 Geschichte, als hier der Verfassungskonvent tagte, der Deutschland nach der Barbarei der Nazidiktatur ihre demokratische Rechtsgrundlage gab.

Als 1803 im Zug der Säkularisation die Klöster gewaltsam aufgehoben wurden, gestaltete sich die Schicksal beider Inseln extrem unterschiedlich.
Auf Frauenchiemsee gründete sich 1828 eine der ersten Künstlerkolonien Deutschlands. Das Kloster wurde in seine Rechte wieder eingesetzt und besteht bis heute. Grandiose Baudenkmäler – darunter die karolingische Torhalle und das romanische Münster – bezeugen die Kontinuität einer zwölfhundertjährigen Kultur.
Die Herreninsel hingegen verwaiste, wurde zerstört und ausgeplündert, bis Ludwig II. sie für das Königreich Bayern erwarb und sein Traum-Versailles in Gestalt des Schlosses Herrenchiemsee errichtete: eine „Festung der Einsamkeit“, die nach dem Willen des Erbauers niemand außer ihm und seiner Dienerschaft betreten sollte.